Artikel Badische Zeitung

Jugendliche wollen mitreden

Schülerinnen und Schüler der Fürstabt-Gerbert-Schule entwickeln ein Beteiligungsprojekt für die Region St. Blasien

ST. BLASIEN. Eine größere Beteiligung und einenAustauschmit Entscheidungsträgern wünschen sich Jugendliche in der Region. Aus einemdurch das Leader-Programm geförderten Projekt, an dem sich auch die Fürstabt-Gerbert-Schule (FGS) beteiligte, ist dort eine Schülergruppe hervorgegangen, die Projekte entwickeln und das Interesse von Gleichaltrigen an der Zukunft der eigenen Region wecken will. Die Gruppe stellte ihr Vorhaben in der Verbandsversammlung des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) vor, der auch eine finanzielle Unterstützung zusagte.

 

Souverän und gut vorbereitet präsentierten die Zehntklässlerin Joselin Köpfer und der Zehntklässler Jörn Huber ihr Projekt, für das es bereits eine Förderzusage des Leader-Programms gibt.Die Erwartungen an den Besuch der GVV-Sitzung seien nicht groß gewesen, sagten die Jugendlichen später im Gespräch mit der BZ. Umso größerwar danach die Freude über den einstimmigen Beschluss, das Projekt Jugendbeteiligung finanziell zu fördern.

Versteckt war das Thema Jugendbeteiligung unter dem Tagesordnungspunkt „Verwendung des Vereinszuschusses für das Jahr 2022“. Üblicherweise, so der Verbandsvorsitzende, St. Blasiens Bürgermeister Adrian Probst, bewerben sich Vereine oder Gruppen um die 10000 Euro – den Zuschuss für 2021 ging an die Bergwacht-Gruppen in denGVV-Gemeinden. Jetzt wolle man einen anderen Weg gehen und den Jugenddialog im Gemeindeverwaltungsverband unterstützen.

Insgesamt gehe es darum, Jugendliche zu hören, ihre Bedürfnisse, Anregungen und Ideen wahrzunehmen, sagten Joselin Köpfer und Jörn Huber. Im Rahmen eines Schulprojektes war klar geworden, dass sie und ihre Altersgenossen gerne im ländlichen Raum leben und in Zukunft auch leben wollen. Allerdings bräuchte es Veränderungen, um ihre Heimatgemeinden noch lebenswerter zumachen.

In verschiedenen Leader-Workshops sei klar geworden, dass man durch Eigeninitiative in der eigenen Wohngemeinde oder der Region etwas bewirken könne. Dazu müsse aberman die örtlichen und überörtlichen Entscheidungsträger auch kennen.Mittlerweile habe es mehrere Online-Begegnungen auch mit Landrat Martin Kistler gegeben.

Das Geld, das der GVV (10000 Euro) nun zusätzlich zur Leader-Förderung (13000 Euro) zur Verfügung stellt, wollen die Jugendlichen nutzen, um den Jugendbeteiligung auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen. In allen GVV-Gemeinden sollen zum Beispiel Workshops zu unterschiedlichen Themen stattfinden, die dann wiederum die Jugendbeteiligung vor Ort fördern.

Ein Projekt, das Jugendlichen aus der ganzen Region zu Gute kommen soll, wäre beispielsweise ein neuer Jugendraum, sagten die Jugendlichen in der GVV-Sitzung. Angesichts der Schwierigkeiten, sich mit Freunden aus anderen Gemeinden zu treffen – die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs ist auch ein Anliegen – könnte ein zentraler Ort, zum Beispiel das ehemalige Südbadenbusbüro am Busbahnhof, von allen erreicht werden. Die rund zehn Mitglieder große Gruppe denkt dabei aber nicht nur an die eigene Fürstabt-Gerbert-Schule, sondern auch an Schüler des Kollegs. Der Jugendraum könnte Treffpunkt und Veranstaltungsort sein, man könnte dort aber auch jüngeren Schülern bei Hausaufgaben unterstützen.

Nachhaltig wollen die Jugendlichen das Projekt machen: Sie kennen die Probleme mit früheren Jugendräumen in St. Blasien und anderenOrten. Siewollen gezielt auf jüngere Schülerinnen und Schüler zugehen und ihnen aufzeigen, wie sie sich selber einbringen können, wie sie es schaffen, von Entscheidungsträgern gehört zu werden, wie toll eine zentrale Begegnungsstätte für die Region ist. Ihre eigene Erfahrung mit Bürgermeistern, dem Landrat und jetzt mit Vertretern des
GVV-Gremiums ist positiv. „Das Mitreden macht viel Spaß“, sagte eines der Mädchen aus der Gruppe.

Jetzt soll es zunächst einen professionell begleiteten Planungsworkshop geben, um das konkrete Vorgehen vorzubereiten. Begleitet werden soll das Projekt Jugendbeteiligung von der Stadtverwaltung St. Blasien, über die das Geld jeweils ausgezahlt wird, sagte Bürgermeister Probst, der auch auf die Unterstützung der Schulleitung der Fürstabt-Gerbert-Schule baut.