Kleine Eiskugeln mit großer Wirkung

Starkregen und ein Hagelschauer sorgten am Montagabend für winterliche Straßenverhältnisse und verstopfte Wasserabflüsse. Ein Mitarbeiter des städtischen Bauhofs befreit die Bernau-Menzenschwander-Straße von der Eisschicht, die das Unwetter am Montagabend hinterlassen hatte.

So einen Hagelschauer haben auch erfahrene Feuerwehrleute und ältere Einheimische noch nicht erlebt: Keine Stunde brauchte es, bis vor allem in der St. Blasier Innenstadt Hagelkörner den Straßenverkehr behinderten und Wasserabläufe verstopften. Eine Wohnung wurde unbewohnbar und auch die Fürstabt-Gerbert-Schule war verhältnismäßig stark betroffen.


Kurz nach 18 Uhr hatte die Leitstelle die Führungskräfte ins St. Blasier Feuerwehrgerätehaus gerufen, damit sie mögliche Einsätze schnell planen können, sagt der stellvertretende Kommandant Steffen Seydel. Kurz danach sei es dann auch tatsächlich losgegangen – insgesamt zählte die Feuerwehr elf Einsatzstellen. Während
die bis zu 20 Einsatzkräfte aus St. Blasien bis gegen 22.30 unterwegs waren, befanden sich die Kameraden der Feuerwehrabteilung Menzenschwand in Alarmbereitschaft und unterstützten später mit einem Wassersauger, ausrücken mussten sie aber nicht. Die Feuerwehr setzte Tauchpumpen und Wassersauger ein, um Wasser aus Kellern oder anderen Räumen zu pumpen.
An etlichen Stellen in der Stadt hatten die Hagelkörner Abflüsse verstopft, weshalb sich Wasser auf der Straße sammelte. Die Schmidts-Markt-Filiale hatte Glück, kurz vor dem Eingang blieb das Wasser stehen, die Lidl-Filiale musste allerdings geschlossen werden, weil Wasser eingedrungen war.
Die bis zu tischtennisballgroßen Hagelkörner hätten Schäden an öffentlichen und privaten Gebäuden verursacht, teilte die Stadtverwaltung mit. Vor allem die Fürstabt-Gerbert-Schule (FGS), wo es einen starken Wassereintritt gegeben hat, und private Häuser waren betroffen. Über die Dachterrasse sei Wasser eingedrungen und bis ins Erdgeschoss geflossen, sagte FGS-Schulleiterin Susanne Schwer. Im Serverraum, im Computerraum und in den Technikräumen tropfte Wasser von der Decke, auch die Küche war betroffen. Im Heizungskeller des Willi-Ziegelmeier-Hauses stand ebenfalls Wasser. Zusammen mit Bauamtsleiter Manuel Ebner habe sie am Dienstag die Schäden aufgenommen. Wie das Wasser aber genau ins Gebäude gelangte, sei noch nicht ganz klar.
Eine Wohnung ist nach Auskunft der Feuerwehr derzeit nicht bewohnbar. Betroffen ist eine Mutter mit drei Kindern, die vom Bauhof in einem Hotel untergebracht wurde. Wann die Familie wieder in die Wohnung zurück kann, ist bislang noch unklar. DieHagelkörner hatten auch dort verhindert, dass das Wasser richtig ablaufen konnte, weshalb es die Wohnung überflutete und auch elektrische Installationen in Mitleidenschaft zog, sagte
Steffen Seydel.
Auch im Kolleg St. Blasien stand das Wasser teilweise bis zu 20 Zentimeter hoch. Im Bereich der Neubaupforte und auch im Keller halfen Schüler mit, das Wasser aus dem Gebäude zu bekommen, sagte Wolfgang Mayer vom Kolleg. Am Kreisverkehr Richtung Häusern kam es zum Stau, Autofahrer hatten Probleme, die Straße war mit einer dicken Hagelschicht überdeckt, die Temperaturen sanken schlagartig. Die Räumfahrzeuge des
Bauhofs und mehrere Radlader waren im Einsatz. Auch die Blumen, die St. Blasiens Stadtgärtner BenjaminKohl gepflanzt hat, sind nahezu vollständig zerstört worden, sagte Susanne Gilg von der Stadtverwaltung. Verletzte gibt es nach derzeitigem
Kenntnisstand nicht.
„Wir sind aber mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Seydel. Denn schnell hätte es beispielsweise auch zu einem Verkehrsunfall oder anderen größeren Schäden kommen können.Glücklicherweise seien nicht viele Urlauber in der Stadt gewesen. Gut geklappt habe die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Verwaltung und Bauhof, lobt Seydel. Aufgaben, die nicht unbedingt von den Einsatzkräften zu erledigen gewesen seien, übernahmen die Bauhofmitarbeiter. Mit mehreren Fahrzeugen schoben sie zum Beispiel das Eis von den Straßen und unternahmen Kontrollfahrten. Auch viele Bürger waren aufgrund der Hochwassererfahrungen gut vorbereitet und konnten sich schnell helfen, so Seydel.
Neben der Feuerwehr St. Blasien und dem städtischen Bauhof sei auch die Feuerwehr Bernau unterstützend bei der Firma Aebi Schmidt im Einsatz gewesen, der Bauhof Bernau helfe außerdem bei der Beseitigung der Schäden aus, teilte die Stadtverwaltung mit. „Einmal mehr hat sich gezeigt, dass wir mit der Bewältigung von Unwettern gut umgehen können und alle Rädchen ineinandergreifen“, wurde Bürgermeister Adrian Probst in einerMitteilung der Stadt zitiert. Er bedankte sich bei den vielen Helfern. So
kam bei den Aufräumarbeiten eine große Kehrmaschine von Aebi Schmidt zum Einsatz. Auch die Firma Starkenergies (Breitbandausbau) half am Montag mit einem Radlader mit, die Straße Richtung Menzenschwand wieder befahrbar zu machen.


Aus den Nachbargemeinden
Auch in Höchenschwand hatten Hagelkörner mehrere Wasserabläufe verstopft. Die Feuerwehr unternahm Kontrollfahrten und öffnete auch mehrere Kanaldeckel, damit das Wasser ablaufen konnte, so Bürgermeister Sebastian Stiegeler. Durch ein Oberlicht sei Wasser in den Kindergarten gelangt, der Betrieb wurde aber dadurch nicht eingeschränkt. Auch in die Sporthalle im Haus des Gastes und in die Tennishalle drangWasser ein. Große Schäden seien aber nicht entstanden.
Einen kleineren Einsatz (Wasser im Tankstellengebäude) hatte die Feuerwehr Häusern, sagte Bürgermeister Thomas Kaiser.Aufgrund der starken Niederschläge gab es Eintrübungen in den Quellen, die deshalb gespült wurden.
„Noch haben wir keinen umfassenden Überblick über die Schadenslage. Wir gehen davon aus, dass insbesondere am Waldwegenetz, welches im Forstrevier Dachsberg Ibach weit über 100 Kilometer umfasst, Schäden entstanden sind“, sagte Dachsbergs Hauptamtsleiter Markus Schlegel.Nähere Erkenntnisse hierzu werde es erst im Laufe der Woche geben. Über nennenswerte Schäden im privaten Bereich wisse die Verwaltung bislang nichts. Die Feuerwehr Dachsberg beseitigte entwurzelte Bäume zwischen Finsterlingen und Fröhnd, die Ibacher Feuerwehr pumpte einen vollgelaufenen Keller leer. In Bernau sei das Unwetter vor allem im Gewerbegebiet Weierle zu spüren gewesen, allerdings ohne Folgen, sagte Feuerwehrkommandant Edin Muslic. Ein Mitarbeiter des städtischen Bauhofs befreit die Bernau-Menzenschwander-Straße von der Eisschicht, die das Unwetter amMontagabend hinterlassen hatte.


FOTO: SEBASTIAN BARTHMES